Haustiere aus Qualzuchten immer beliebter
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31.05.2022
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Unter Qualzuchten werden domestizierte Tiere verstanden, die extreme Zuchtmerkmale wie ein
kleiner Kopf, Kurznasen, Haarlosigkeit oder zu große Augen aufweisen, wodurch es zu mehr oder weniger schweren
gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommt. Besonders bedenklich ist es, dass sich sogenannte Qualzuchtrassen einer immer größeren Beliebtheit erfreuen. Eine Studie ergab, dass mehr als 90 Prozent der Tierhalter einer
brachyzephalen Hunderasse wie Mops und Französische Bulldogge,
sich die gleiche Rasse noch einmal anschaffen würden. Und das,
obwohl die Tiere dauerhaft und sichtbar unter massiven
Atembeschwerden leiden. Sehr beliebt sind auch spezielle Fellfarben
wie beispielsweise der cremefarbene Dobermann-Pinscher oder die
schwarzen Punkte der Dalmatiner. Diese Merkmale gehen auf eine
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Genmutation
zurück, die zu Sehstörungen, Taubheit oder Hautkrebs führen kann. Die Folgeerkrankungen solcher Züchtungen und deren aufwendige Behandlungen, aber auch das Leiden der Tiere,
werden demnach bewusst von den HalterInnen in Kauf genommen.
Obwohl Qualzuchten per Gesetz in Deutschland verboten sind,
werden die Vorgaben nur unzureichend umgesetzt. Denn nur einige wenige
Rassen sind pauschal als Qualzuchten eingestuft, bei anderen fallen
nur Tiere mit besonders ausgeprägten Merkmalen unter diese
Definition. Der Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) rät
Tierfreunden daher, Abstand vom Kauf einer "Kurznase" und Tieren mit
sonstigen Beeinträchtigungen zu nehmen und sich vor dem Kauf
eines neuen vierbeinigen Familienmitglieds umfassend zu
informieren, um dem Tier leid zu ersparen.
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BfT
QUEN
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Norwegen verbietet Qualzuchten
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01.02.2022
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Am vergangenen Montag (31.01.2022) hat das Bezirksgericht Oslo ein
historisches Urteil verkündet: die Zucht von Englischen Bulldoggen
und Cavalier King Charles Spaniels wird ab sofort nach dem
Tierschutzgesetz § 25 in Norwegen verboten. Damit gab das Gericht
der Klage von Animal protection Norway (Tierschutz Norwegen)
Recht. Der Tierschutzbund hatte gegen die Qualzuchten geklagt, da
diese Hunderassen durch zahlreiche bekannte erbliche Störungen
belastet sind. Cavalier King Charles Spaniel leiden zuchtbedingt
meist unter Herzproblemen, chronischen Kopfschmerzen,
Augenerkrankungen und Gelenkproblemen. Englische
Bulldoggen haben häufig mit Problemen der Haut,
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der Nieren sowie
vor allem der
Atmung (Brachyzephales Atemwegsobstruktionssyndrom) und
Patellaluxationen zu kämpfen. Der norwegische Kennel Club, der
Bulldog Club, der Cavalier Club, sowie sechs Züchter reagierten
überrascht und enttäuscht auf den Gerichtsbeschluss. „Das Urteil
wird internationale Aufmerksamkeit erhalten. Für den norwegischen
Tierschutz und vor allem für unsere Hunde ist das ein Sieg“, erklärte
Åshild Roaldset, Geschäftsführerin bei Dyrebeskyttelsen Norge,
glücklich. „Hunde haben das Recht, gesund gezüchtet zu werden”,
ergänzte die Tierschützerin. Viele Jahre lang hätten die Clubs und
Züchter gesetzeswidrig gezüchtet, so Animal protection Norway.
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World Today News
QUEN - die Qualzucht Datenbank
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Inzucht führt auch bei Hunden zu Problemen
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08.12.2021
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Eine aktuelle Studie der University of California zeigt, dass die
Inzuchtrate bei bestimmten Hunderassen bei etwa 25 Prozent liegt.
Das entspricht ungefähr der genetischen Ähnlichkeit zwischen zwei
Geschwistern. Die hohe Inzuchtrate zwischen den Hunden hat zur
Folge, dass das Leben der Tiere durch massive gesundheitliche
Probleme stark beeinträchtigt ist. „Daten von anderen Tierarten in
Verbindung mit einer starken Veranlagung einer Rasse für komplexe
Krankheiten wie Krebs und Autoimmunkrankheiten unterstreichen die
Bedeutung einer hohen Inzuchtrate bei Hunden für deren
Gesundheit“, erklärt Studienautorin Danika Bannasch von der
University of California, Davis. Die Veterinärgenetikerin hat
zusammen mit ihrem internationalen Team für ihre Analysen eine
genetische Datenbank, welche die Ergebnisse kommerzieller DNA-
Tests von knapp 50.000 Hunden aus insgesamt 227 Rassen enthält,
genutzt. Die Wissenschaftlerinnen analysierten die durchschnittliche
genetische Ähnlichkeit der Hunde innerhalb einer Rasse, um den
Grad der Inzucht auf einer Prozentskala von 1 bis 100 zu bestimmen.
In ihre Untersuchungen
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ließen die ForscherInnen
zudem Informationen aus einer Tierversicherungsdatenbank,
insbesondere
Versicherungsansprüche für nicht routinemäßige Tierarztbesuche,
einfließen. Die Ergebnisse zeigten, dass brachycephale Rassen
weniger gesund sind, ebenso spielte die Körpergröße der Tiere eine
Rolle. „Unsere Studie hat gezeigt, dass Hunde, die kleiner sind und
nicht durch Inzucht gezüchtet werden, viel gesünder sind als größere
Hunde mit hoher Inzuchtrate", fasst Bannasch zusammen.
Erfreulicherweise konnten die WissenschaftlerInnen auch Rassen mit
niedrigen Inzuchtraten festmachen, darunter der Tamaskan, der
Barbet und der Australian Labradoodle, ebenso Landrassen wie der
Dänisch-Schwedische Farmhund, der Mudi und der Koolie. Die
Autorinnen schließen ihre Arbeit mit einem Plädoyer für
Züchterschulungen, die Überwachung des Inzuchtniveaus durch
direkte Genotypisierungstechnologien und Auskreuzungen zur
Erhöhung der genetischen Vielfalt, wie sie für einige Rassen bereits
durchgeführt würden. Insgesamt sei ein sorgfältiges Management
von Zuchtpopulationen nötig, so Bannasch abschließend.
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N-TV
Canine Medicine and Genetics
QUEN
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Qualzuchten müssten härter bestraft werden
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08.12.2021
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Eigentlich sind sogenannte Qualzuchten laut § 11b des
Tierschutzgesetzes verboten. Doch die immer noch starke Nachfrage
nach Nacktkatzen ohne Fell und Tasthaaren oder Hunden mit zu
kurzen Beinen, zu kleinen Köpfen bzw. zu großen Augen lässt
ZüchterInnen weiterhin solche Tiere züchten, die dadurch unter
zahlreichen gesundheitlichen Einschränkungen leiden müssen. Hinzu
kommt, dass die zuständigen Aufsichtsbehörden kaum etwas gegen
diesen Missstand unternehmen. Eigentlich müsste der Vollzug durch
die Veterinärbehörden erfolgen, sagt Tierärztin Diana Plange. Die Fachtierärztin
für Tierschutz und Tierethik ist eine der InitiatorInnen des Qualzucht-
Evidenz Netzwerkes, kurz QUEN, das von TierärztInnen und
JuristInnen ins Leben gerufen wurde, um aufzuklären und dem
Ganzen ein Ende zu bereiten. QUEN bietet rechtliche Informationen,
aber auch Basisdaten zu den verschiedenen Tierarten,
Rechtsgutachten, Urteile und Kontaktmöglichkeiten, und richtet sich
besonders an Veterinärämter, Tierschutzorganisationen und
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Juristen. „Qualzucht, um „abartigen“ menschlichen Ansprüchen zu genügen,
ist für die Tiere mit unendlichen Leiden, Schmerzen und frühem Tod
verbunden. Bei Haustieren müssen Defekte häufig operativ behandelt
werden. Kommt es durch die Züchtung zu Verhaltensstörungen wie
Aggression oder Angststörungen, werden die Tiere oft euthanasiert
oder landen in den Tierheimen“, beschreibt Laura Schmitz,
Pressesprecherin beim Deutschen Tierschutzbund, die Qualen der
Tiere. Diana Plange hofft nun auf die neue Regierung, da unter
anderem die Partei der Grünen bereits Vorschläge erarbeitet hat, um
ein wirklich neues Tierschutzgesetz zu schaffen.
„Wir brauchen eigentlich ein Tierzuchtgesetz, wo derjenige, der
Tiere züchten will, vorher ganz klar definieren muss, was will er
züchten, mit welchem Zuchtziel, und mit welcher Tierart und das
Tiere dann auch registriert werden. Anders wird es nicht laufen“, so
Plange, die hofft, dass QUEN als Inspiration genommen wird und
auch von den politischen Entscheidungsträgern genutzt wird.
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SWR
QUEN
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