Igelstationen sind am Limit
Eigentlich sollten Igel momentan Winterschlaf halten. Doch viele
der stacheligen Tiere konnten sich in den Sommer- und
Herbstmonaten nicht genügend Gewicht anfuttern, sodass diese
völlig unterernährt oder verletzt bei Igelstationen abgegeben wurden und werden.
Diese platzen aktuell aus allen Nähten. Denn neben Rasenmähern,
Autos und anderen Tieren ist es häufig auch die Unwissenheit der
Menschen, die die Gesundheit und das Wohlbefinden der Igel
gefährden. Es sei verrückt zur Zeit, erklärt Sandra Kühnert von der
Igelauffangstation in Zwickau. In Spitzenzeiten erreichten den Verein,
der sich hauptsächlich durch Spenden finanziert, zehn Anrufe pro
Tag - manche davon spät in der Nacht. „Wir werden quasi überrannt“,
so Kühnert. Dass so viele Igeljunge in Not seien, habe
unterschiedliche Gründe, so die Igelschützerin: „Die Mütter laufen
mehr und finden weniger. Im Zweifel lassen sie ihre Jungen zurück
oder sterben auf der Suche nach etwas Essbarem.“ Auch die
wohlmeinende, aber falsche Hilfe von Privatleuten führe nicht selten
dazu, dass Jungigel versterben oder krank werden. „Wir hatten es zum Beispiel auch
schon, dass Tiere mit Schokolade oder Cola gefüttert wurden“,
so
Kühnert. Da der Verein nicht alle Tiere aufnehmen kann, unterstützen Kühnert und ihr Team auch mit
Beratung und Untersuchung bei der Pflege zuhause. Das Fortbildungsportal
Tierhalter-Wissen.de vermittelt in einem Webinar die wichtigsten
Aspekte für den Betrieb einer Igelstation. Neben Informationen zum
Artenschutz und rechtlichen Aspekten werden den
KursteilnehmerInnen die Voraussetzung zum Betrieb einer Igelstation
als tierheimähnliche Einrichtung vorgestellt. Weiter werden die
biologischen Grundlagen und Besonderheiten des Europäischen
Braunbrustigels präsentiert und was für die ordentliche
Unterbringung des Igels notwendig ist. Um den Igel als Patient in der
Kleintierpraxis geht es in der gleichnamigen Online-Fortbildung auf
Myvetlearn.de. Die Referenten Dr. Florian Brandes, Karolin Schütte
und Dana Ströse informieren über die Besonderheiten des vermutlich
am häufigsten in der Praxis vorgestellten Wildsäugers, damit
TierärztInnen ihm in Behandlung und Diagnostik gerecht werden
können. Die Fortbildung ist mit 5 ATF-Stunden anerkannt. Zudem startet zum Frühjahr eine Kursreihe Wildtiere, die sich an TierärztInnen und TFAs in der Praxis richtet.