Personalmangel sorgt beim tierärztlichen Notdienst für Probleme
Der massive Personalmangel sowie die wachsende Zahl der
Hausiere haben zu einer hohen Arbeitsbelastung der TierärztInnen in
Deutschland geführt. Hinzu kommt der aktuell hohe Krankheitsstand.
Besonders die notdienstliche Versorgung der Tiere wird immer
schwieriger, da die wenigsten niedergelassenen PraktikerInnen die
Notdienst-Bereitschaft gewährleisten können. Das hat zur Folge,
dass viele TierbesitzerInnen auf Kliniken ausweichen, die jedoch auch
zunehmend Probleme haben, die steigenden Patientenzahlen zu bewältigen.
„Die Notdienstversorgung ist überall in Deutschland ein großes
Problem“, weiß auch Prof. Sabine Tacke, die seit November letzten
Jahres Präsidentin der Landestierärztekammer Hessen ist. Ein
zusätzliches Problem ist, dass Kliniken nachts und am Wochenende
aufgesucht werden, obwohl es sich eigentlich nicht um einen Notfall
handelt. Die richtige telefonische Einschätzung der Patienten würde
nach Meinung der Fachtierärztin an der Veterinärklinik der Universität
die Lage etwas entschärfen. Das Hauptproblem sei jedoch die
dramatische Personalentwicklung der Praxen und Kliniken. Dazu
gehören neben dem Wunsch nach einer Work-Life-Balance
auch die
zunehmende Feminisierung des veterinärmedizinschen Berufes, so
Tacke. Gemäß der Berufsordnungen einiger Landestierärztekammern
sind TierärztInnen verpflichtet, einen Notdienst nachts und an
Feiertagen/Wochenenden sicherzustellen. In vielen Regionen haben
sich die Praxen über einen Notdienstring zusammengeschlossen, der
gut funktioniert, so lange keine Lücken entstehen, weil TierärztInnen
aus dem Modell wegen Überlastung aussteigen. Im Gegensatz zu
Praxen müssen tierärztliche Kliniken jederzeit, also 24 Stunden an 7 Tagen die Woche, für einen Notdienst
sorgen. Immer weniger MitarbeiterInnen sind jedoch bereit, nachts
und an Wochenenden zu arbeiten. Da auch die Kliniken aufgrund des
dramatischen Mangels an Fachpersonal an ihre Grenzen kommen
können, geben immer mehr ihren Status auf. Zudem habe die
idealistische Vorstellung vieler junger Leute nichts mit dem
anstrengenden Job in Praxis oder im Stall zu tun, sodass viele dem
Beruf nicht treu blieben. Eine Herausforderung der Zukunft müsse es
daher sein, mehr TiermedizinerInnen durch gute Rahmenbedingungen und
angemessene Bezahlung dazu zu motivieren, im Job zu bleiben, so
Tacke.