Kritische Stimmen gegen Positivliste exotischer Tiere
Rund 35 Millionen Heimtiere leben in Haushalten in Deutschland. Den
größten Teil machen zwar Hunde und Katzen aus, doch finden sich
auch Tausende exotische Tiere darunter.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir möchte die
Privathaltung exotischer Tiere nun verbieten. „Warum braucht jemand
etwa anspruchsvoll zu haltende, exotische Tiere wie Schlangen oder
ein Chamäleon zu Hause? Das habe ich nie verstanden", erklärt
Özdemir. Schon länger drängt der Minister darauf, bestimmte
Tierarten in privatem Besitz über eine Positivliste verbieten zu lassen.
In zahlreichen Fällen landen Schlangen, Warane und Spinnen in den
Tierheimen, die ohnehin schon an ihre Grenzen geraten sind. Diese
gelte es vor dem hohen Aufwand und den zusätzlichen Kosten, die
die Haltung exotischer Tiere verursache, zu schützen, so Özdemir.
Als „reinen Populismus“ bezeichnet der Geschäftsführer der
Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde, Axel
Kwet, die Pläne des Grünen-Politikers: „Mit seiner geforderten Positivliste will er zwar
den Tier- und Artenschutz stärken, aber er erreicht das Gegenteil.“ Scharfe
Kritik erntet Özdemir für seine Pläne auch vom
Zentralverband
Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V. (ZZF).
„Trotz des harmlos klingenden Namens wäre eine Positivliste nichts
anderes als ein grundsätzliches Verbot der Heimtierhaltung“, mahnt
Norbert Holthenrich. Der ZZF-Präsident ist der Meinung, dass eine
Positiv- bzw. Erlaubnisliste die Heimtier-Vielfalt in den Haushalten
behindern und einen radikalen Bruch mit dem bisherigen Verständnis
des Zusammenlebens von Menschen mit Heimtieren in Deutschland
darstellen würde. „Ob Tiere für das Zusammenleben mit Menschen in
normalen Privathaushalten geeignet sind, hängt davon ab, ob sie
ihrer Biologie und ihren Bedürfnissen entsprechend gehalten werden
können“, so der ZZF-Präsident. Der Verband nennt weitere
Argumente gegen die Einführung einer Positivliste, wie dem Fehlen
von sinnvollen und objektivierbaren Kriterien für die Aufnahme von
Tierarten in diese oder dem Risiko, dass Tiere dann am
Zoofachhandel vorbei und über unprofessionelle Kurierdienste
erworben würden. Thomas Kölpin, Direktor des Stuttgarter Zoos,
schlägt hingegen einen verpflichtenden Sachkundenachweis beim
Erwerb eines Tieres vor, der zudem Spontankäufen oder Mode-
Haltungen vorbeugen könnte.